Ich war gestern im Deutschen Technikmuseum Berlin und sah dort ein Ford T-Modell. Plötzlich schossen mir Gedanken durch den Kopf und mir wurde klar, warum Henry Ford uns heute mächtige Probleme bereitet…
1914 wurde die Fertigung des berühmten T-Modell auf Fließfertigung umgestellt. Henry Ford setzte damit die Ideen von Frederick Winslow Taylor um, der mit seinen Gedanken zur Arbeitsteilung den Grundstein für die moderne Massenfertigung legte. Das Ergebnis war drastisch: der Verkaufspreis für ein T-Modell sank von 850$ auf 370$. Henry Ford führte außerdem den 8-Stunden-Tag für seine Arbeiter ein und hob den Mindestlohn von 2,34$ auf 5,00$ an. Ein genialer Schachzug, denn damit konstruierte er den Startpunkt für die heutige Konsumgesellschaft. Seine Arbeiter hatten nun mehr Freizeit und das Geld, sich seine Produkte zu kaufen.
In den folgenden Jahrzehnten führte der Taylorismus und die Fließfertigung zu einer enormen Entwicklung in den Industrieländern. Der Wohlstand drang in Bevölkerungsschichten vor, die zuvor in Armut lebten. Man würde das Ergebnis heute „Win-Win-Situation“ nennen.
Warum macht uns Henry Ford heute Probleme?
Henry Ford tat in seiner Zeit das Richtige. Der Erfolg seiner Entscheidungen war bahnbrechend. Das Problem: Die Welt hat sich seither verändert – massiv!! Globalisierung, Automatisierung und Internet haben die Komplexität der Weltwirtschaft extrem gesteigert. Das Wissen der Menschheit verdoppelt sich in immer kürzerer Zeit und steht quasi jedem, der ein Smartphone besitzt, per Tastendruck zur Verfügung.
Trotz dieser Veränderungen halten viele Firmen an ihrer klassischen Organisation fest. Hierarchie ist der Grundpfeiler. Informationen laufen in Form einer Pyramide von unten an die Spitze und zurück. Leider ist die Geschwindigkeit dieses Informationsflusses langsamer als der Markt; langsamer als die globale Veränderung; langsamer als die Entwicklung agiler Unternehmen. Die Folgen sind erschreckend: Controlling, Excelzismus und Compliance Management treiben Blüten. Manager und Headquarter kämpfen um Zielerfüllungen, die sich längst überholt haben. Und weil es in dieser Situation immer schwieriger wird, gesetzte Ziele zu erreichen, Budgets zu planen und auf individuelle Kundenwünsche zu reagieren, müssen noch mehr Regeln eingeführt, das Controlling verbessert und zusätzliche Compliance Manager eingestellt werden. Es startet ein tödlicher Kreislauf, der zum Exitus der gesamten Organisation führt. Die daran beteiligten Mitarbeiter und Manager sind frustriert und am eigentlichen Problem schuldlos. Sie tun aus ihrer Sicht das Richtige. Und weil sie es gut machen wollen, erhöhen sie ihre Anstrengungen.
Wo ist der Ausweg?
Neue Bedingungen erfordern andere Methoden. Wenn ich heute eine Organisationsform nutze, die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts seine größten Erfolge feierte, dann ist das ungefähr so, als ob ich in Wikipedia einen Sachverhalt nachschlage, meine Erkenntnisse mit einer Schreibmaschine zu Papier bringe, das Ganze dann in einen Briefumschlag stecke und an meinen Adressaten sende.
Es gibt Firmen, die es anders machen. Diese Firmen stellen den Sinn und den Mitarbeiter in seiner Ganzheit in den Fokus. Die Folge ist eine Aufteilung von Macht und auch von Verantwortung. In diesem Klima entsteht Agilität und die Möglichkeit, nicht nur das Potential einzelner Manager zu nutzen, sondern das Wissen und Können einer ganzen Belegschaft. Organisationen die in dieser Weise agieren, sind erfolgreicher, schneller und sie können auf Krisen viel flexibler reagieren.
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Danke, Henry Ford! Du hast uns Wohlstand beschert. Nun ist es Zeit, sich neuen Methoden zuzuwenden. Wir wollen uns weiterentwickeln.