In den letzten Wochen ist es mir wieder besonders aufgefallen: Ich MUSS unglaublich viel tun. MUSS ich tatsächlich? Nein! Es gibt nur eine einzige Sache, um deren Erledigung ich nicht herumkomme: ich MUSS sterben. Irgendwann. Nicht heute. Das war es mit dem MÜSSEN. Alles andere WILL ich tun.

Jetzt kannst Du Dich fragen: Wem nützt diese Haarspalterei? Sie nützt MIR. Immer wenn ich das Gefühl habe, dass ich überfordert bin und vor lauter Aktivitäten nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht, mache ich mir bewusst, dass ICH SELBST derjenige bin, der sich entschieden hat, dieses Leben zu führen. Ich alleine bin verantwortlich für alles, was in meinem Leben geschieht. Diese Erkenntnis ist sehr machtvoll, denn sie schiebt mich aus meiner Opferhaltung. Der einfache Weg wäre: ich beklage mich über die Umstände. Heul, heul. Die Nachbarn, die Kollegen, der Chef, der Staat, die Flüchtlinge, das Wetter, … – es gibt so viele schöne Müllhalden, auf denen ich mein Gejammer und mein persönliches Unvermögen abladen kann. Hauptsache ich bin die Verantwortung dafür los. Aber so wird das nix. Denn das ändert NICHTS. Erst wenn ich erkenne, dass ICH der einzige Mensch auf der Erde bin, den ich ändern kann, werde ich autonom. Ich kann handeln – jederzeit!

Diese Handlungsmöglichkeit bezieht sich auf mein gesamtes Leben: ich kann den Job kündigen, in eine andere Stadt ziehen, mich von meiner Frau trennen, nur noch Kartoffelchips essen, in einem Baumhaus leben oder Goldhamster züchten. Ich kann natürlich auch mit meiner Goldhamsterzucht in ein Baumhaus ziehen und dort von Kartoffelchips leben – alles ist möglich. Darin liegt für viele Menschen das Problem: ihnen ist der Preis für wichtige Entscheidungen zu hoch. Wenn ich mich von meinem Partner  trenne oder meinen Job hinschmeiße, hat das Konsequenzen, die ich vielleicht nicht tragen möchte. Also mache ich weiter und schiebe meine Entscheidung auf die Umstände. Das ist gefährlich, denn mein Unterbewusstsein ist damit nicht einverstanden – es erkennt diesen Widerspruch. Mittelfristig werde ich zum Heuler. Langfristig werde ich krank. Ich bin überzeugt, dass der überwiegende Teil schwerer Krankheiten genau dort seine Ursache hat. Sozialer Druck, Angst vor überzogenen Vorstellungen von „Existenzverlust“ oder merkwürdige Definitionen von „Liebe“ machen es vielen Menschen schwer, aus dem Hamsterrad ihres Lebens auszusteigen und etwas Neues zu beginnen. Sie ertragen lieber den Ist-Zustand. Da wissen sie wenigstens, was sie haben.

Wenn ich mir bewusst mache, dass ALLE meine Entscheidungen – auch diejenigen, die ich vor mir her schiebe oder NICHT entscheide (auch das ist eine Entscheidung!) – direkten Einfluss auf den weiteren Verlauf meines Lebens haben, wird mir klar, welche unglaubliche Verantwortung und zugleich welche Gestaltungsmöglichkeiten darin stecken. Blöd ist nur: ich kann diese Verantwortung nicht delegieren. Es gibt keinen Ausweg.

Ja, ich kann nicht alles ändern und beeinflussen. Wenn ein Sturm meine Wohnung zerstört oder ein Unfall einen guten Freund tötet, kann ich vermutlich wenig ausrichten, um es zu verhindern. Was kann ich dann tun? Ich kann mich verkriechen und meine Wunden lecken oder ich kann es akzeptieren – so schnell wie möglich, denn das Leben geht weiter. Morgen wird die Sonne aufgehen …und wieder untergehen. Übermorgen auch. Und nächste Woche wieder.

Was kannst DU tun?

Hör mit dem Gejammer auf! Investiere die dadurch gewonnene Zeit in Dein Wachstum. Immer wenn Du unsicher bist und Dich überfordert fühlst, passiert etwas Wundervolles: Du wächst über dich hinaus! Außerhalb Deiner Komfortzone ist das Leben! Geh hinaus und erweitere Deinen Horizont. Beim nächsten Mal wird Dir die Situation weniger Angst machen und wenn Du Dich immer wieder forderst, wird es zur Routine – Deine Komfortzone hat sich erweitert.

Was kannst Du noch tun?

Gehe den jammernden Menschen aus dem Weg. Sie fressen Deine Zeit und Deine Energie. Höre auf, Dich über sie zu ärgern, denn sonst verdoppelt sich die Energie, die Du in sie investierst. Es kostet DEINE Lebenszeit, ihnen zuzuhören.

Wie erkennst Du Energiefresser?

Besonders aufgefallen sind mir Energiefresser in letzter Zeit auf Facebook. Dort posten sie abwertende Kommentare, stellen haarsträubende Behauptungen auf oder „schießen aus der Deckung“. Sie haben nicht den Mut, sich mit Dir öffentlich auszutauschen, aber im Schutz der Anonymität versuchen sie die Entscheidungen zu kompensieren, für die ihnen im realen Leben der Mut fehlt. Begegne ihnen mit Gleichmut. Auf keinen Fall solltest Du Zeit in sie investieren.

Und wie steht es um mein eigenes WOLLEN?

Ich WILL jeden Tag neben meiner wunderbaren Frau wach werden. Ich WILL das „Hotel am Rande der Welt“ gestalten. Ich will wachsen an meinen Herausforderungen und ich WILL noch ganz viel von anderen Kulturen und anderen Menschen lernen. Ich WILL für andere Menschen eine Inspiration sein, ihnen helfen, in ihrem Leben etwas zu bewirken. Dieses WOLLEN gibt mir Kraft – auch wenn es wieder mal ruckelt in meinem Leben.

 

Vom „Müssen“ und „Wollen“