„Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer“

aus dem Zen Buddhismus

Das ist eines von vielen Zitaten, die meine persönliche Entwicklung sehr beeinflußt haben. Viele weitere Zitate fand ich in Büchern, Zeitungen, im Internet, auf Postkasten oder sie kamen durch Gespräche zu mir.

Ich sammle Zitate seit bestimmt zehn Jahren. Ich hatte nie eine Ahnung, was aus dieser Sammlung werden soll. Im Oktober 2019 kam mir dann eine Idee: Zitate sind für mich Impulse. Sie laden mich häufig zum Reflektieren ein. Sie machen mich betroffen, lassen mich schmunzeln, ärgern mich und manchmal lassen sie mich auch kalt. Fakt ist: wenn Zitate einen Rahmen haben, kommen sie viel besser in meinem Bewusstsein an, als wenn sie nur irgendwo in einem Text versteckt sind. Daher habe ich mich entschieden, die gesammelten Zitate jeweils mit einem Foto aus meiner Serie „Einsamer Mensch“ zu kombinieren und dann in regelmäßigen Abständen im Netz zu veröffentlichen.

Hier gibt es einen Auszug aus der Galerie „Zitate mit Sinn“. Die Galerie wird von mir fortlaufend ergänzt. Es lohnt sich also, immer mal wieder vorbeizuschauen.


Die Fotoserie „Einsamer Mensch“

Der Sonntagmorgen im Oktober 2006 war klar und kühl. Ich war mit einem guten Freund auf Fototour und sah ein riesiges Werbeplakat für Damenwäsche an der Berliner Humboldt Universität. Die Straßen waren menschenleer, als plötzlich ein einzelner Fußgänger an dem Plakat vorbeilief, um dann den Platz vor der Universität zu überqueren. Es ergab sich eine Einheit aus Fußgänger und Plakat. Linien trafen sich, Geometrie wurde lebendig. Ich hatte in einem einzigen Moment eine ganze Geschichte vor meiner Linse und drückte ab.

Das erste Foto aus der Serie „Einsamer Mensch“

An diesem Tag änderte sich meine Wahrnehmung. Ob locker auf einem Geländer lehnend, auf einer Bank wartend oder in sich gekehrt und nachdenklich – ich entdeckte überall Menschen, die alleine waren. Teilweise wurden sie verschluckt von der umgebenden Architektur oder bildeten den störenden und gleichzeitig belebenden Kontrast in einer aufgeräumten geometrischen Anordnung.

In den folgenden Jahren war ich auf der ganzen Welt unterwegs, um die gezeigten Momente einzufangen. Je länger ich an dem Projekt arbeitete, desto ungewöhnlicher wurden die Orte und mein Anspruch, besondere Momente zu finden.

Keines der Fotos ist gestellt. Keine der gezeigten Personen wusste von mir und meiner Kamera. An manche Orte musste ich oft zurückkehren, um einen besonderen Moment zu finden und um wirklich sicher zu sein, dass nur eine einzelne Person zu sehen ist.

Erst viel später wurde mir bewusst, dass ich mit jedem der Bilder auch mich selbst fotografiert hatte. Mal die Freiheit genießend, mal verloren und winzig im Gestrüpp des Lebens. Ich wählte für meine Fotoserie bewusst den Titel „Einsamer Mensch“. So hat jede abgelichtete Person die Möglichkeit, dem Betrachter die eigene Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte die vielleicht vom Alleinsein, von Einsamkeit oder auch von Verbundenheit und von Freiheit handelt. Geschichten entstehen im Kopf des Betrachters.