Vor ein paar Tagen hielt ich einen Vortrag in einer der angesehensten „Führungskräfte-Schmieden“ Europas, der Universität St.Gallen. IGNITE Movement hatte zur Konferenz über sinnorientierte Unternehmen und deren Aktivitäten in der Praxis geladen. Mitten in dieser klassischen Welt aus „Businessplan-Erfindern“, „Shareholder-Verstehern“ und „Effizienz-Verbesserern“ sprach ich über den Upstalsboom Weg und meine persönliche Veränderung vom EBIT-Optimierer zum Beziehungsgestalter. Als ich davon erzählte, im Hotel Deichgraf meine Funktion abschaffen zu wollen, schaute ich in interessierte und auch in einige ungläubige Gesichter. Natürlich sprach ich nicht nur von den Fortschritten, die wir gemeinsam im Team machen, sondern auch von unseren Rückschlägen und Verunsicherungen.

Mit Philippe und Victoria bei IGNITE in St.Gallen

Während der nachfolgenden Pause kam eine Studentin auf mich zu und fragte mich, ob sie mir eine sehr persönliche Frage stellen dürfte. Als ich bejahte, fragte sie: „Hast Du nicht manchmal Zweifel, wenn Du diesen Weg gehst?“ Ich überlegte einen Moment und antwortete ohne Schnörkel: „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht zweifle! An einigen Tagen gehe ich aus dem Hotel und frage mich, ob ich morgen wiederkommen soll. An anderen Tagen könnte ich die Arme hochreißen und schreien „JA, heute haben wir große Fortschritte gemacht! Das war ein guter Tag!“ Aber egal, wie die Tage waren, ich zweifle oft an der Wirksamkeit meiner Maßnahmen und Entscheidungen, aber NIE am eigentlichen Ziel. Der Weg dahin ist voller Herausforderungen. Das wußte ich, als ich mich entschlossen hatte, ihn zu gehen. Und ich fühle mich – verglichen zu den Jobs, die ich früher gemacht habe, viel lebendiger! Ich weiß, wofür ich jeden Morgen aufstehe, denn es geht darum, Menschen zu stärken und ihnen zu helfen, sich zu entwickeln.“

So wurde aus einer kurzen und klugen Frage die Möglichkeit, meine Werte und mein Verhalten zu hinterfragen. Schon oft habe ich solche Momente erlebt und ich hoffe auf viele weitere Gelegenheiten, denn nur durch Fragen kann ich mich entwickeln.

Das Umfeld der Konferenz und die vielen Gespräche mit den unglaublich engagierten, intelligenten Stundenten und den externen Teilnehmern waren sehr inspirierend. Ich freue mich auf die sich daraus ergebenden Aktivitäten. Vielleicht gibt es ja für einige ein Wiedersehen beim nächsten New Work Camp Ende Februar in Wremen 🙂

Von Zweifeln und Lebendigkeit